Wandel für alle? – Workshop zu leichter Sprache und Solidarischem Direkthandel

Von April bis Juli haben wir in einem ersten Workshop gemeinsam mit einer Illustratorin und Expertinnen für Leichte Sprache und Soziale Arbeit versucht uns am Beispiel eines Themas der Frage anzunähern, wie zugänglich die Ideen für den Wandel sind. Welche sprachlichen Barrieren bestehen in unserer Arbeit? Wie zugänglich ist die Wandelwoche außerhalb unserer „Blase“? Entstanden ist eine kleine Broschüre zum Solidarischen Direkthandel, die ihr bei uns bestellen könnt. Ein wichtiger Reflexionsprozess mit spannenden Ergebnissen, den wir sehr gerne wiederholen möchten. Das Projekt wurde unterstützt von der Berliner Landeszentrale Politische Bildung.

Das Ergebnis als pdf findet ihr hier. Wir möchten euch bitten bei der Verwendung auf die Urheber*innen zu verweisen und euch mit uns in Verbindung zu setzen. Wenn ihr Siebdrucke oder das Infoheftchen haben möchtet, schreibt uns eine Mail an mail@das-kooperativ.org

Das gute Leben für alle?

Die Wandelwoche Berlin-Brandenburg geht vom 07.-17. September 2017 in die dritte Runde. Das Motto zahlreicher Touren und Veranstaltungen: „Her mit dem guten Leben, für alle, überall!“ Doch wer bestimmt, wie das gute Leben aussieht? Kann das gute Leben für alle auch noch ein gutes für mich bedeuten? Welche Bedürfnisse teilen wir alle und welche gilt es zurückzustellen, wollen wir nicht auf Kosten anderer Leben? Ist es Verzicht, den wir leben müssen, oder gewinnen auch wir, in unserer privilegierten Welt, an Lebensqualität?

Fragend schreiten wir voran – die eine Antwort haben wir noch nicht gefunden. Wir freuen uns jedoch, mit der Wandelwoche Ideen für einen besseren Umgang mit unserer Welt weitertragen, hinterfragen und stärken zu können. Und stoßen dabei immer wieder an die Grenzen innerhalb der Wirkmächtigkeit des Kapitalismus, die Hürden unserer eigenen Sozialisation und Ausschlussmechanismen, die auch wir in Sprache, Habitus uvm. reproduzieren.

Zugängliche (Bild)Sprache für den Wandel

Wir bemühen uns in unserer Öffentlichkeitsarbeit für den Wandel in unterschiedlichste Sprachen zu übersetzen und mehrsprachige Veranstaltungen anzubieten. Zudem möchten wir versuchen, Fachausdrücke und akademisierte Diskurse in einfache Sprache zu übersetzen. Die Idee lag also nahe sich ein Format zu überlegen, in dem wir unsere eigene Sprache hinterfragen, das Konzept der leichten Sprache u.a. Ausdrucksformen, wie z.B. Illustrationen, kennenzulernen und erste Inhalte zugänglicher zu gestalten. Entstanden ist der Workshop „Zugängliche (Bild)Sprache für den Wandel“.

Expert*innen für leichte Sprache, Illustrator*innen und Expert*innen zu ausgewählten Themenbereichen aus der Wandelwoche sind zusammen gekommen, um Konzepte und Begrifflichkeiten der sozial-ökologischen und solidar-ökonomischen Transformationsbewegung aufzubereiten und zu übersetzten.

Die Idee stieß auf großes Interesse im Projektumfeld der Wandelwoche. Der Bedarf die eigenen Inhalte und Ideen zu übersetzen in eine Bild-, aber auch Textsprache, die für Menschen außerhalb der Transformationsbewegung anschlussfähig ist, ist hoch. Im Verlauf des Workshops waren alle Beteiligten begeistert von Prozess und Ergebnis und den vielen Denkanstößen für die eigenen Aktivitäten.

Workshop Leichte Sprache und Illustration – Solidarischer Direktimport?

Unser erster Workshop hat sich dem Thema „Solidarischer Direktimport“ angenommen, am Beispiel der SoliOli-Kampagne. SoliOli vermittelt hochwertige Lebensmittel zu guten Preisen sowohl für die Produzent*innen als auch für die Verbraucher*innen und verbindet die Themen nachhaltiger Konsum, ökologische Transportsysteme sowie solidarische Austauschbeziehungen zwischen Nord-Süd miteinander. Ausgewählt wurde das Thema, da hier bereits intensive Kontakte, erste Erfahrungen in der gemeinsamen Arbeit sowie Unterstützungsbedarfe in der Öffentlichkeitsarbeit bestehen.

Teilnehmende des Workshops waren Studentinnen der Alice Salomon Hochschule für Soziale Arbeit Berlin, Illustratorin Gisa (http://kollektivtod-verlag.de), unsere Expertin für leichte Sprache, Birgit (http://klar-uebersetzt.de), Maike vom kooperativ e.V. / Wandelwoche und Frank von SoliOli (http://solioli.de). Ausganspunkt ist unsere Veranstaltung im Rahmen der Buen Vivir Wochen, organisiert von und mit Fairbindung im April (https://bbb.wandelwoche.org/buenvivir-tour/) und der Flyer-Text von SoliOli, dessen Begrifflichkeiten gemeinsam erläutert, in leichte Sprache überführt und schließlich illustriert wurden.

Entstanden sind Motive, die im Siebdruckverfahren hergestellt wurden und auch als Einzelplakate und Nachdrucke auf Nachfrage bestellt werden können. Die Broschüre erhaltet ihr ebenfalls auf Rückfrage. Bei Interesse führen wir mit euch gemeinsam ähnliche Workshops durch oder überarbeiten die entstandenen Ergebnisse. Schreibt an mail@das-kooperativ.org.

 


Leichte Sprache

Was ist leichte Sprache? von http://klar-uebersetzt.de

  • Leichte Sprache wurde entwickelt, um allen Menschen den Zugang zu Informationen zu ermöglichen.
  • Die Regeln sind international anerkannt.
  • Leichte Sprache übersetzt nicht nur die Form eines Textes, sondern macht auch den Inhalt verständlich.
  • Spezielle grafische Bilder unterstützen den Inhalt des Textes.

Danke an


Dokumentation – Illustrations-Workshop „Einfache (Bild)Sprache für den Wandel“

Wieso das Thema Solidarischer Direkthandel?

Anfang des Jahres haben wir von der Wandelwoche eine Tour mit dem Titel „Solidarität wird praktisch“ veranstaltet bei der wir Initiativen in Kreuzberg besucht haben, die sich auf  verschiedene Art für die Unterstützung selbstorganisierter Strukturen in Südeuropa einsetzen. Solidarischer Direkthandel ist eines der vielen Themenbereiche der Wandelwoche, mit dem wir die  SoliOli-Kampagne anhand des entstandenen Materials in der Öffentlichkeitsarbeit unterstützen möchten.

Kenne deine Produzent*innen

Mit einem ausführlichen Input von unserem Experten der SoliOli-Kampagne zu solidarischem Direktimport, tauchen wir ab in Griechenlands wirtschaftliches Ungleichgewicht – die „Krise“. Auf die große Versorgungsproblematik und wachsende Erwerbslosigkeit habe viele Menschen mit der Gründung von Selbsthilfeinitiativen, Kooperativen und Produktionsgenossenschaften reagiert. SoliOli nimmt griechischen Produzent*innen das Öl auf direktem Wege ohne Zwischenhandel ab, die Produzent*innen erhalten dadurch 60% anstatt 10% des Endpreises für ihr Öl. Den Produzent*innen ist über das Jahr ein stabiler Preis garantiert und die Ernährungssouveränität gesichert. Bei dem Stichwort Lebensmittelproduktion fachen in der Gruppe Diskussionen rund um das eigene Konsumverhalten auf. Wie ernähre ich mich und wie kaufe ich ein? Was ist mit Verzicht? Wäre kein Olivenöl auch keine Lösung? Und was wäre mein Leben ohne Kaffee? Klar ist, dass niemand alles richtig machen kann aber wir können unseren ökologischen Fußabdruck mit einem Bewusstsein setzten, der unsere natürlichen Ressourcen schont.

Sprache ist nicht gleich Sprache

Jadla unsere Expert*in für einfache/leichte Sprache schließt an und zeigt uns welche Barrieren die sogenannte normale Sprache oder Standardsprache birgt, die verhindert das einige Menschen nicht selbstbestimmt lesen können. Das Regelwerk der leichten Sprache beinhaltet Sprach- und Rechtsschreibregeln, Regeln zum Textinhalt und Typografische Regeln.Kurze Sätze. Ein Gedanke pro Satz. Serifenlose Schrift die nicht zu eng gesetzt ist, viele Absätze und keinen Blocksatz. Wir von der Wandelwoche möchten uns mit diesem Workshopformat den Barrieren stellen und diese mindern, um vielen Menschen einen Zugang zu unseren Inhalten zu verschaffen.

 

Miteinander statt gegeneinander

Entlang der Inhalte des Infoflyers der SoliOli-Kampagne stoßen wir auf einen Abschnitt, drei Sätze lang, dessen Inhalt Unmengen an Begriffen beinhaltet welche wir übersetzen möchten. Dieser Textabschnitt dient uns letztendlich als Vorlage für das Heftchen zu solidarischem Direkthandel, woraus die Gliederung der Inhalte Form annimmt.

Bei unserem weiterem Vorgehen übersetzen wir Begriffe wie solidarisch, Import, Kooperativen, Wirtschaft oder Logistik.

Hier ein Beispiel / Wir definieren den Begriff „Solidarität“:

  • Kooperation statt Konkurrenz
  • Bedarfsorientiertes Wirtschaften
  • Gleiches Mitsprachrecht
  • Selbstorganisation und gegenseitige Hilfe
  • Nachhaltigkeit – sorgsam mit natürlichen Ressourcen umgehen

„Solidarität“ in leichte Sprache übersetzt:

  • Solidarität bedeutet: Menschen unterstützen sich gegenseitig.
  • Solidarität gibt es in verschiedenen Formen.
  • Zwischen Menschen, die sich kennen. Zum Beispiel hilft eine Freundin einer kranken Freundin.

Bei unserer Definition und Übersetzung des Begriffs einigen wir uns auf eine prägnante Eigenschaft: Das Miteinander.

Möglichst prägnante und kurze Infos möchten wir verwenden. Unsere Illustratorin widmet sich neben wertvollem inhaltlichen Impulsen der künstlerischen Übersetzung. So werden die Wege unterschiedlicher Handelsketten dargestellt und ein Tunnelsog lässt uns direkt auf einer Insel am Mittelmeer bei unseren Produzent*innen unsere Oliven pflücken.Letzte Inhalte und Reihenfolgen werden besprochen und abgenickt oder verändert.Nach viele Diskussionen über solidarische Ökonomie, neuen Impulse zum Leben in Achtsamkeit und Miteinander und einer Sensibilisierung des eigenen Sprachgebrauchs, ist dieses Heftchen zu solidarischem Direkthandel entstanden – über das Ergebnis freuen wir uns sehr.