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Arbeiten im Kollektivbetrieb – Ideale & Zwänge

14. September 2017 um 19:00 - 22:00

19:00 Uhr Einlass, Beginn 19.30

Ein Podium organisiert vom Berliner Kollektive-Netzwerk zum Thema Arbeiten im Kollektivbetrieb – Ideale & Zwänge. – Veranstaltung findet draußen (überdacht) statt!!

Leute aus verschiedenen Berliner Kollektivbetrieben beantworten auf dem Podium kritische Fragen von Moderation und Publikum. Etwa: Sind Kollektivbetriebe der derzeit beste Schritt auf dem Weg zu einem fairen miteinander Wirtschaften und in diesem Sinne ein Ort, wo Ideale umgesetzt werden können? Oder handelt es sich auch nur um etwas nettere Arbeitgeber, die letztlich den gleichen Rationalisierungszwängen des Kapitalismus unterliegen, wie alle Anderen? Sind Effizienz und Arbeitsteilung Gegenspielerinnen von Solidarität und Hierarchiearmut? Wie gehen wir mit dem Markt im Alltag um, wo wir doch versuchen der Marktlogik zu entfliehen?

Die Podiumsteilnehmer_innen können aus praktischen Erfahrungen und alltäglichen Zwiespälten berichten. Es gibt Raum für das Publikum sich ebenso einzubringen, wobei die Moderation für eine inhaltlich gewinnbringende Struktur sorgt.

Mehr zum about blank: http://aboutparty.net

>>> Anfahrt / OpenStreetMap-Karte


Ein Teilnehmendenbericht

Ca. 70 Leute ließen sich vom nass-kalten Septemberwetter nicht abhalten und kamen an diesem Abend ins ://about blank, um gemeinsam über Möglichkeiten, Widersprüche und Perspektiven eines anderen, kollektiv organisierten Arbeitens zu diskutieren.

Organisiert wurde die Veranstaltung vom Berliner Kollektive-Netzwerk; am Podium beteiligten sich Kraut & Rüben, Dr. Pogo, die Regenbogenfabrik, das Kletterkollektiv und eine Einzelperson, die ehemals in einem Baukollektiv arbeitete und heute selbständig ist. Moderiert wurde der Abend vom Bildungskollektiv Stuhlkreisrevolte.

Die Vertreter*innen der Kollektivbetriebe berichteten zunächst über ihre Beweggründe, aus denen heraus sie sich für diese Form des Zusammenarbeitens entschieden haben: fairere Arbeitsstrukturen schaffen, selbstverwaltet zusammenzuarbeiten ohne Chefs, aufzeigen, dass es auch anders geht…
Arbeiten in Kollektivzusammenhängen heißt insofern auch sozial Erlerntes infrage zu stellen, aber auch Grenzen und Zwiespälte zu erfahren. Wie umgehen mit Hierarchien in Sachen Redeanteil im Plenum? Und überhaupt der Menge an und dem Zeitaufwand für Kommunikation, die basisdemokratische Entscheidungen im Konsens erfordern? Wie lässt sich der Anspruch, Verantwortlichkeiten und Tätigkeiten rotieren zu lassen, realisieren, wenn es doch fast immer Spezialisierungen Realität sind, und steht beides überhaupt in Gegensatz zueinander? Was ist mit den Arbeiten, die keiner machen möchte, wie umgehen mit dem Druck des Marktes? Und wie steht es mit der Sorge und Zeit für sich selbst, gerade im Kontext des oftmals prekarisierten Arbeitens in Kollektiven?
Wir erfuhren nicht nur von Lösungswegen für konkrete Konflikte, Widersprüche und Schwierigkeiten im kollektiv organisierten Arbeitsalltag. Deutlich wurde auch, dass die konkrete Utopie eines anderen Arbeitens v.a. kein Zustand oder romantisches Ideal ist, sondern ein Prozess des stetigen Aushandelns, Ausprobierens und Reflektierens, zu dem v.a. auch die Bereitschaft gehört, sich selbst in dieser Kooperation zu verändern.

Selbstverständlich gibt es strukturelle Zwänge, die sich nicht im Kleinen auflösen lassen. Neben allen konkreten Fragen ging es daher auch immer wieder ums ‚große Ganze‘ und um die Frage: „das Richtige im Falschen?!“. Arbeiten im Kollektivbetrieb stellt eine Nische dar, die nicht unabhängig von kapitalistischen Marktlogiken funktioniert, und ist sicher auch ein Stück weit ein Ort des Rückzugs aus krassen Arbeitskämpfen. Die Podiumsteilnehmenden machten aber auch deutlich, dass kollektive Arbeitszusammenhänge weit mehr sind als individuelle Aussteiger*innenprojekte und dass es ihnen darum geht, durch ihre öffentliche Sichtbarkeit, im Alltag konkrete Auseinandersetzungen mit Arbeit im Kapitalismus anzustoßen und an diesen Orten des Ausprobierens aufzuzeigen, dass Alternativen überhaupt möglich sind.

Dem Wetter zum Trotz – die Veranstaltung fand draußen, aber überdacht im Innenhof des ://about blank statt – blieben und diskutierten ca. 50 Menschen bis zum Schluss. Vielen Dank an die Veranstalter*innen und alle Teilnehmenden für den inspirierenden Abend.

Details

Datum:
14. September 2017
Zeit:
19:00 - 22:00
Veranstaltungskategorien:
,

Veranstaltungsort

://about blank
Markgrafendamm 24c
Berlin, Berlin 10245 Deutschland
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Veranstalter

Netzwerk Berliner Kollektivbetriebe
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