Bericht, Ergebnisse und weitere Veranstaltungen in 2018 siehe am Ende des Beitrags.
**ENGLISH + ARABIC BELOW** we will provide English, French, German and Arabic translations**
Ein Tag mit informellem Erfahrungsaustausch und Ansätzen für einen anderen Umgang mit Sorgetätigkeiten in unserer kapitalistisch geprägten Gesellschaft
Ort: Projekthaus Potsdam, Rudolf-Breitscheid-Straße 164; kostenfreie Verpflegung, Übernachtung in 7-Bett-Zimmer (women* only) möglich
Eine Anmeldung ist nicht zwingend notwendig, um mit dem Essen und Platzbedarf planen zu können, freuen wir uns über eine Rückmeldung an maria@das-kooperativ.org bis 09.09.; wenn ihr übernachten möchtet, schreibt uns bitte dringend eine Mail
Für Übersetzung und Kinderbetreuung ist gesorgt.
Wir möchten insbesondere Frauen* dazu einladen, teilzuhaben, Erfahrungen zu teilen und gemeinsam in Ideen für eine sorgsamere Zukunft auszutauschen.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation der Rosa Luxemburg Stiftung Brandenburg, Stiftung Do und der Bundeskoordination Internationalismus. Beteiligte Initiativen sind Women in Exile, das kooperativ e.V., Konzeptwerk Neue Ökonomie und das Netzwerk Care Revolution.
Mit wie vielen Menschen lebst du zusammen? Wer kocht? Wer pflegt dich, wenn du krank bist? Erhalten diese Tätigkeiten Anerkennung, Wertschätzung, oder einen Lohn? Wieviel Zeit hast du für deine eigenen Bedürfnisse?
Wir möchten mit dieser Veranstaltung, möglichst ohne hohe Einstiegshürden, Menschen zusammenzubringen, deren Alltag durch Sorgetätigkeiten bestimmt wird. Die Veranstaltung will einen Raum zum informellen Austausch eröffnen, insbesondere Frauen*, die in Berlin und Potsdam leben zusammenbringen und ihnen den Austausch untereinander und mit Aktivistinnen ermöglichen, die sich für eine andere Praxis des Umgangs mit Sorgearbeit einsetzen. Wir möchten explizit geflüchtete Frauen ermuntern, zusammenzukommen und bemühen uns um Frauen*, die in diverse Sprachen Flüsterübersetzungen leisten.
Der zweite Teil der Veranstaltung beinhaltet die Vorstellung von Aktivistinnen-Gruppen und den Austausch über Möglichkeiten, die eigene Stimme zu erheben und sich Aktivistinnenzusammenhängen anzuschließen. Wichtiges Thema ist dabei auch die Flüchtlingsfrauenkonferenz, die Ende September in Berlin stattfindet.
Als Ausklang zeigen wir den Film Superfrauen gesucht, den wir in Flüsterübersetzung simultan übersetzen und die Audiospuren den Filmemacherinnen zur Verfügung stellen werden.
Unterstützung
Wenn ihr Übersetzung oder Hilfe bei der Anreise braucht oder aber selbst (flüster)übersetzen könnt, schreibt uns eine Mail. Wir suchen auch noch Menschen, die die Ankündigung in diverse Sprachen übersetzen.
Der Flyer zum Teilen und Ausdrucken
Anreise
Wir unterstützen euch gerne bei der Anreiseplanung. Die S-Bahn S7 Griebnitzsee ist 5-Gehminuten entfernt, die nächste Bushaltestelle ist Hiroshima-Nagasaki-Platz Bus 694. Wenn ihr nicht alleine anreisen möchtet oder finanzielle Unterstützung für die Anreise benötigt, meldet euch bei maria(aett)das-kooperativ.org oder unter 017621132066.
http://www.projekthaus-potsdam.de
Let’s come together to exchange experiences and thoughts on dealing with care work in capitalistic society and our everyday life.
Where: Projekthaus Potsdam, Rudolf-Breitscheid-Straße 164; shared food and drinks, accomodation in a multi-bed room (women* only) possible
When: 12th of September, 13 o’clock (you can join any time)
Free of charge und full of shared experiences, all languages are welcome, interpretation to English, French and Arabic provided.
Registration is not required, but it would help us planning the meals and the accomodation, if you could send a short note to maria@das-kooperativ.org until Sat. 9th of September. If you want to stay overnight, please write an email!
Translation and childcare will be provided, so far into French and Arab. If you need another language or like to help translating, please write.
We especially want to invite women* to take part and to share their experiences and ideas for a better future of care work.
Held by: Rosa Luxemburg Foundation Brandenburg and Bundeskoordination Internationalismus (BUKO).
Projects involved: Women in Exile, das kooperativ e.V., Konzeptwerk Neue Ökonomie, das kooperativ e.V. and Network Care Revolution.
The event is part of the Week of Change (Wandelwoche) Berlin-Brandenburg 2017
With how many people do you share a flat? Who is cooking? Who is caring for you, when you‘re sick? Are these activities acknowledged, appreciated or paid? How much time do you have for your own needs?
With this event we would like to bring people together whose everyday life is determined and affected by care work. Together we try to create an open meeting, without high obstacles for participation and involvement.
We would like to open a space for an informal exchange and for women*, esp. those living in Berlin and Potsdam, to meet and to discuss with women*‘s activists, who speak up for a better and fair way of dealing with care work.
We explicitly would like to encourage refugee women* to come and share their their perspectives. We‘re trying to organize translations into different languages.
In the second part of the meeting women*‘s activist groups will present themselves and their work and we‘ll have the chance to exchange views on how to raise one‘s own voice by joining activist contexts. A central topic will also be the refugee women*‘s conference that will take place end of September in Berlin.
In the evening we are going to screen the film „Superfrauen gesucht“ („superwomen wanted“), for which we can provide simultaneous translations, that will be made available for the filmmakers later on.
Wir freuen uns sehr, dass die Veranstaltung stattgefunden hat und bedanken uns noch einmal bei allen Interessierten, Unterstützer*innen und Teilnehmenden. Für 2018 sind einige Anschlussveranstaltungen in Planung. Mehr dazu demnächst in unserem Blog, hier sei nur kurz verwiesen auf:
Außerdem 2 Bilder, ein Protokoll sowie ein Feedback-Text vom Netzwerk Care Revolution Brandenburg.
Eine Verbündung von Care Revolution und Degrowth macht Sinn, dass hat mir gerade eure Veranstaltung erneut sehr deutlich gemacht! Beides sind Bewegungen, die langfristig eine Ökonomik und eine Wirtschaftsweise anstreben, die mehr, als nur den industriellen Produktionsmodus in den Blick nimmt: nämlich natürliche Produktivität (frische Luft, sauberes Wasser, gesunde Böden…) und menschliche Reproduktion (Kochen, Waschen, Pflegen, Trösten…). Beide sind miteinander verwoben und sie sind Voraussetzungen dafür, dass wir überhaupt existieren und dass es uns überhaupt gutgehen kann. Und das wiederrum stellt den eigentlichen Kern von Wirtschaften (oikonomia) dar. Dazu bedarf es einer Fokussierung auf die Bedürfnisse von Menschen und natürlicher Umwelt. Zwei Kernmerkmale beider Bewegungen wurden daher erneut deutlich hervorgehoben: Zum einen die eben skizzierte Bedürfnisorientierung, zum anderen die Solidarität der Menschen untereinander (denn zu einem guten Leben gehört es, das es allen Mitmenschen ebenso gut geht wie einer*m selbst) sowie der Menschen zu ihrer natürlichen Umgebung (ohne die sie nicht existieren würden). Das haben die Teilnehmenden nicht nur inhaltlich auf den Tisch gebracht, sondern das habt ihr als kooperativ auch organisatorisch-strukturell umgesetzt!
Ein besonders positives Ergebnis können wir vom Netzwerk Care Revolution daraus ziehen, dass sich eine Interessiertenliste formiert hat und schon am 26.09., von 16-18 Uhr das erste Kennenlern-Treffen für eine Orts- oder Regionalgruppe Care Revolution Postdam/ Brandenburg stattfinden wird (Treffpunkt: La Leander, Behlertstraße 1, Potsdam) Weitere Interessierte* sind herzlich willkommen! Fragen an: care-revolution@riseup.net.
Was ist Care?
- bezahlte und unbezahlte Sorgearbeit im umfassenden Sinne, Tätigkeiten bei denen menschliche Bedürfnisse im Zentrum stehen (Lohnarbeit, Ehrenamt, Haushalt)
- enge Definition (direkte Care-Arbeit): mit und an anderen Menschen (Pflege, Unterstützung, Begleitung)
- weitere Definition (unterstützende Care-Arbeit): wird für andere Personen gemacht (Hausarbeit; Besorgung von Medikamenten, Essen etc.)
- noch weitere Definition (vom Konzeptwerk Neue Ökonomie): Sorge für das Lebensnotwendige (auch: Hausbau, Reparaturen, Landwirtschaft, Umweltschutz)
- Übersetzung aus dem Englischen „Sorge“ gut als Sammelbegriff für Hausarbeit, Sorgearbeit, Erziehung, Pflege, soziale Arbeit etc. bisher werden unter dem Begriff Care weiter entwickelte, wissenschaftliche Debatte, insbesondere in der feministischen Ökonomie geführt
→ Zusammenfassend: Care sind all jene Tätigkeiten, die es uns erst möglich machen (gut) zu leben & wirtschaftlich tätig zu sein. Zugleich werden sie in einem erheblichen Maß unentlohnt und von Frauen erledigt. Ohne Sorgearbeit kann eine Gesellschaft nicht funktionieren!
Wichtig ist: Wir haben es hier mit Geschlechterverhältnissen zu tun. Nicht natürlicherweise sondern historisch bedingt
- Frauen leisten den größeren Teil der unbezahlten Care-Arbeit
- Care-Berufe sind Frauenberufe
Folgendes drei Bedeutungsebenen für Care erscheinen mir wichtig:
- individuelle Bedeutung: alle sind davon irgendwann mal abhängig, füreinander sorgen ist ein wichtiger Aspekt von sozialen Beziehungen, es geht um Lebensqualität – alle machen es, alle brauchen es: beraten, pflegen, begleiten, kümmern, kochen, putzen, … für sich und andere – Zeitstudien besagen ¼ des Lebens ist Mensch auf Care angewiesen.
- strukturelle Bedeutung: Wiederherstellung/Reproduktion der eigenen Arbeitskraft, der nachfolgenden Generation und der nicht mehr erwerbstätigen Personen sowie unseres Planten
- Ethisch-normative Bedeutung/Maßstab: ermöglicht eine Gesellschaft allen ihren Mitgliedern ein würdevolles Leben im Fall von Abhängigkeiten. Alle Menschen sind anhängige Wesen, Freiheit durch die Anerkennung dessen.
Sorgearbeit betrifft uns alle! Wenn wir das Ernst nehmen, dann kommen wir zum zentralen Kern von Wirtschaften – und auch zum Kern von Degrowth/Postwachstum – und müssen die Frage stellen: Für wen wirtschaften wir eigentlich? Wenn nicht für die Befriedigung unserer Bedürfnisse.
Neuausrichtung der Wirtschaft: Sorge und die Bedürfnisse des Menschens ins Zentrum stellen.
Degrowth und Care Revolution geben anreize für ein anderes Wirtschaften und andere Gesellschaftsform.
Inspirierende Momente:
- Erfahrungsaustausch, darüber welche unterschiedliche Art und welchen Umgang Menschen mit ihrer Sorgearbeit pflegen. Beispielsweise Bericht von einer Aktivistin von Women in Exile über die Sorgearbeit und das Gesundheitswesen im Heim.
- Sammlung von Themen und Slogans für eine zukünftige Kampagne für das Netzwerk Care Revolution. Diverse Diskussion über Zielgruppen, Anschlussfähigkeit und Erfolgsaussichten: mein persönlicher Favorit: „I CARE THAT YOU DON‘T CARE“
- Austausch zum Film: „Superfrauen gesucht: Im Spagat zwischen Arbeit, Kindern, und Pflege der Eltern“ und der Suche nach Möglichkeiten, wie mensch gegen eine Vereinzelung bei Sorgeaufgaben ankämpfen kann: z.B. Nachbarschaften miteinbeziehen und gemeinsam Verantwortung übernehmen!
Termine
- 21. – 22. Oktober 2017: Bundesweites Netzwerktreffen Care Revolution in Frankfurt a.M. Mehr Infos hier.
- 28. Oktober 2017: Netzwerktagung Geschlechterdemokratie: Lauter! Stärker! Weiter! In Dresden. Mehr Infos hier.
- 17. – 19. November 2017: MitMachKonferenz „Für dem Wandel Sorgen“ in Leipzig. Mehr Infos hier.
Das Ziel des Projekts war die Bereitstellung eines Begegnungsraums, in dem insbesondere Frauen* zusammenfinden und sich gemeinsam mit Aktvisti*innen austauschen können über ihre Erfahrungen über den Umgang mit Sorgearbeit in unserer Gesellschaft. Die Hoffnung war, über die persönliche Begegnung die eigene Wahrnehmung zu reflektieren und zu teilen und gemeinsam über individuelle Möglichkeiten der Interverntion und Umgestaltung sprechen zu können. Es sollten Anknüpfungspunkte zu lokalen Aktionsformaten und -netzwerken bereitgestellt werden. Diese wurden von den Anwesenden genutzt. Neben neuen Themenverbindungen wie z.B. zwischen Internationalismus und Care und degrowth und Care, konnte z.B. das Netzwerk Care Revoultion Potsdam neue Interessierte gewinnen und netzwerkübergreifend über gemeinsame Aktionsformate in den kommenden Jahren gesprochen werden.
Die Zielgruppe waren zuallererst Frauen*, die sich für einen anderen Umgang mit dem Thema Sorgearbeit interessierten oder einsetzen. Die Hoffnung war, Aktivist*innen und Interessierte zusammenzubringen. Dies ist in einer angenehmen Mischung gelungen. Über den Tag sind ca. 20 Frauen* zusammengekommen, viele werden sich auch zukünftig begegnen.
Die zentrale Maßnahme war der gemeinsame Seminartag bestehend aus gemeinsamen informellen Austausch am Pizzaofen, gefolgt von Inputs zum Thema Sorgearbeit und internationel care chains sowie der Formulierung gemeinsamer Zielstellungen und Meilstensteine. Die entstehende Dokumentation umfasst vor allem zukünftige Aktionsformate sowie das Grundgerüst einer Kampagne für das Netzwerk Care Revolution. Sie wird veröffentlicht auf der Seite der Wandelwoche Berlin-Brandenburg 2017 und in weiteren Netzwerken.
Es gibt bereits zahlreiche Projekte, die in ihrem Planungsprozess nun zum Teil zusammengeführt wurden. Es besteht Interesse, die Veranstaltung zu wiederholen, bzw. ein Anschlussformat zu entwickeln. Der erste gemeinsame Schritt ist die Unterstützung der Women Breaking Borders Conference, außerdem werden die Anwesenden sich gemeinsam über die Gestaltung eines Women*-Only-Seminars in 2018 austauschen.
Alle Beteiligten waren rundum begeistert und zufrieden und haben sich ausschließlich positiv geäußert über die angenehme Atmosphäre und die vielen wichtigen und inspirierenden Inputs. Es sind neue Verbindungen entstanden und Kampanen vorangetrieben wurden, darüber hinaus war das Thema Sorgearbeit Teil des Wandelwochen-Programms und der Diskussion um ein gutes Leben für alle – überall. Es wäre schön gewesen, noch mehr interessierte Öffentlichkeit zu begeistern, hierfür gab es bereits die Idee, für zukünftige Veranstaltungen ein Kino, wie z.B: das Thalia in der Nähe anzufragen für den Abschlussabend. Die Veranstaltung hat viel Potenzial, die entstandenen Formate und Ideen sollten aufgenommen und weitergeführt werden.
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