23.07., zwischen Trampe und Klöbbicke, südlich von Eberswalde. 150 Student*innen, Junglandwirt*innen, Aktivist*innen und Unterstützer*innen kommen zusammen, um für kleinbäuerliche Strukturen und die Unterstützung von Junglandwirt*innen auf die Straße – und den Acker – zu gehen. Anlass ist die Pleite der KTG-Agrar, die Wut über Spekulation mit Boden, die Zerstörung sozialer Landstrukturen und der Umwelt, die Umwandlung einer fruchtbaren und abwechslungsreichen Region in vermaiste Monokulturen und die kaum zu überwindenden Hürden für Junglandwirt*innen, die ökologisch und sozial nachhaltig in der Region leben und arbeiten wollen.
Aktivismus und Optimismus bestimmen die Redebeiträge. Ganz im Sinne der Wandelwoche dominieren Lösungsansätze und mutmachende Geschichten des Gelingens. Der konventionell arbeteiende Landwirt Herr Lampe stellt seine Ackerfläche für die Aktion bereit und setzt in seinem Beitrag auf Konvergenz und ein gemeinsames Auftreten trotz ideeller Differenzen. Sein verbindendes Ziel: Der Erhalt sozialer (Dorf)Strukturen auf dem Land.
Vom Wulkower Hof kam der Aufruf, immer wieder nachzuhaken, dranzubleiben – und sich an kirchliche Strukturen zu wenden. Die Kirche ist eine der größten Flächeneigentümerinnen auf bundesdeutschem Gebiet. Auch wenn hier häufig Großbauern und -Unternehmer federführend sind und langjährige Pachtverträge bestehen, gibt es erste Bemühungen mit einem gemeinsam mit Verterter*innen der Kirche entworfenen Anforderungskatalog Vorschläge für die nachhaltige Bewirtschaftung kircheneigener Flächen an die entscheidenden Gremien weiterzuleiten.
Aus Stolzenhagen an der Oder kommt der motivierende Aufruf dran zu bleiben. Seit 2013 ist der Ökohof Stolze Kuh um eine wesensgerechte Milchviehhaltung und solidarische Wirtschaftstrukturen bemüht. Der ökonomischen Sorge, die einige Verpächter von Landwirtschaftsflächen gegenüber Junglandwirt*innen und ökologischer Wirtschaftsweise hegen, begegnen sie mit steter Kommunikationsarbeit und ihren Geschichten des Gelingens und ringen so dem Flächenland Brandenburg Hektar um Hektar ab.
Ernährungssouveränität, Erhalt einer gesunden Bodenstruktur, Landgrabbing, nachhaltige Wirtschafts- und Sozialgefüge sind Themen der Wandelwoche mit Touren und Veranstaltungen rund um die Frage „Wie wollen wir leben und arbeiten?“ vom 08.-18. September. Die Touren samt Anmeldung findet ihr ab sofort hier: www.bbb.wandelwoche.org/touren
Den Aufruf und die unterstützenden Bündnisse findet ihr unter auf diesen Seiten:
- https://www.volksbegehren-massentierhaltung.de/blog-agrarwende/4616/
- http://www.stopp-landgrabbing.de/
- http://www.agrarwen.de/tanz-ums-land-am-23-7/
Zum Hintergrund, http://www.agrarwen.de
Anlass für die Aktion ist die Insolvenz von KTG-Agrar. Der Konzern bewirtschaftet 45.000 ha und hat in den letzten Jahren mehr als 100 Mio.€ EU-Direktzahlungen verschlungen.
Durch investorenfreundliche, staatliche Landverkäufe ist eine Finanzblase entstanden, die bäuerliche Existenzen sowie das Geld zahlreicher Privatanleger vernichtet hat; unsere Region wurde in eine vermaiste Monokultur verwandelt.
Wir fordern daher: Die 45.000 ha an kleinbäuerliche Betriebe umzuverteilen und einen sofortigen Stopp weiterer Landverkäufe aus staatlicher Hand! Wir wollen einen ländlichen Raum, der nachhaltig durch Menschen aus der Region gestaltet wird! Wir wollen die Agrarwende – JETZT!
Pressemitteilung zur Veranstaltung vom Bündnis Junge Landwirtschaft
Bündnis Junge LandwirtschaftPRESSEMITTEILUNGEberswalde 26.07.16Landbesetzungs-Aktion „Tanz ums Land“ – Ein voller ErfolgFotos zur Aktion von Vanessa Ebenfeld unter: https://www.dropbox.com/sh/ds0xm59zve2von0/AACvaAFlQGMaJyk7_8YA7fJJa?dl=0Etwa 150 Menschen, darunter viele angehende Jungbäuer*innen, besetzten von Samstag auf Sonntag begleitet von mehreren Kamerateams landwirtschaftliche Flächen bei Breydin, südlich von Eberswalde.Ziel der Aktion war es darauf aufmerksam zu machen, dass es viele junge, gut ausgebildete Landwirt*innen gibt, die jedoch keinen Zugang zu Land haben. Das Bündnis Junge Landwirtschaft (BjL) hatte gemeinsam mit dem Aktionsbündnis Agrarwende Berlin-Brandenburg zu der Besetzungsaktion aufgerufen:Anlass für die Aktion war die Insolvenz von KTG-Agrar. Der Konzern bewirtschaftet europaweit 45.000ha und hat in den letzten Jahren mehr als 100Mio.€ EU-Direktzahlungen verschlungen. Die Insolvenz zeigt nun, dass diese Art von industrieller Landwirtschaft keine Zukunft hat!Bei einer Kundgebung berichteten fünf Bäuer*innen aus der Region über ihre Erfahrungen im Ringen um Land. Sie umrissen die politischen Probleme am Bodenmarkt und zeigten zugleich Wege zu einer nachhaltigen und regional eingebetteten Landwirtschaft auf:„Zweimal im Jahr sind irgendwelche Dienstleister auf die örtlichen KTG-Flächen angerückt. Die haben eine halbe Stunde auf dem Feld gearbeitet und dann waren sie wieder weg“, erzählt Barnims Kreisbauernverbandsvorsitzender Holger Lampe. „Mit Landwirtschaft hat das nichts zu tun, und unsere Dörfer interessieren die auch nicht“, ist ihm klar.„Durch investorenfreundliche, staatliche Landverkäufe ist in den letzten Jahren eine Finanzblase am Bodenmarkt entstanden, die bäuerliche Existenzen sowie das Geld zahlreicher Privatanleger vernichtet hat – unsere Region wurde in eine vermaiste Monokultur verwandelt.Wir fordern daher: Die 45.000ha an kleinbäuerliche Betriebe umzuverteilen und einen sofortigen Stopp weiterer Landverkäufe aus staatlicher Hand. Wir wollen einen ländlichen Raum, der nachhaltig gestaltet wird durch Menschen aus der Region. Wir wollen die Agrarwende – JETZT!“, so Paul Hofmann (Ökolandbau-Student aus Eberswalde und Pressesprecher der Aktion).Julia Bar-Tal, die den „Hof Bienenwerder“ bei Müncheberg (Märkisch-Oderland) bewirtschaftet, hat drei Jahre lang mit der BVVG gekämpft, um schließlich 50 Hektar Land zu bekommen. „Wir müssen uns das Mitbestimmungsrecht bei der Landvergabe wieder erkämpfen“, ist sie überzeugt. „Boden ist Gemeingut und das muss auch so bleiben!“„Jetzt ist die Brandenburger Landesregierung gefragt: Die Einführung einer Junglandwirteförderung und eine Kappung bei der Flächenprämie, wie sie von der EU vorgesehen ist, wären erste Schritte in Richtung Zukunft“, verdeutlichte Anja Hradetzky eine junge Milchbäuerin aus Stolzenhagen. Jan Sommer (Landwirt und Kreistagsabgeordneter (Bündnis 90/Grüne)) ergänzt „Das Land braucht junge Menschen! Und was wir jetzt brauchen sind Politiker, die Mumm zu einer aktiven Bodenpolitik haben.“Ludwig Seeger, Gemüsebauer vom Bürgergut Börnicke, hat das Vertrauen in die staatlich beauftragte Bodenverwertungs und -Verwaltungs GmbH (BVVG) verloren:„Wenn Ihr Land sucht, müsst Ihr Euch an die Kirchengemeinden vor Ort wenden.“ Diesen sei nämlich in einer Handreichung von der Kirchenleitung empfohlen worden, bei Neuverpachtungen Kriterien wie Regionalität, Nachhaltigkeit, Ökologie und soziale Strukturen zu berücksichtigen sowie jungen Bewerben den Einstieg in die Landwirtschaft zu erleichtern.Nach diesen Worten stürmten die Teilnehmer*innen bewaffnet mit Mistgabeln und Bannern wie „Lasst und aufs Land“ und „Für eine gerechte Bodenpolitik“ auf die Energie-Maisfläche von KTG-Agrar. Die Polizei forderte die Besetzer*innen unter Androhung von Strafverfolgung wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung dazu auf die Fläche umgehend zu räumen. Der Eigentümer KTG-Agrar tauchte jedoch nicht auf.Nach einer längeren verbalen Auseinandersetzung beschlossen die Besetzer*innen ihr Camp auf die angrenzende Weide zu verlagern. Da eine Konfrontation mit der Polizei nicht Ziel der Veranstaltung war.Im Anschluss harrten über 100 Jungbäuer*innen die ganze Nacht auf der besetzten Fläche aus. Sie tanzten passend zum Motto „Tanz ums Land“ zu elektronischer Tanzmusik um den KTG-Acker, den sie so gerne bewirtschaften würden. „Wir feiern unsere politischen Forderungen! Das verbindet ganz einfach Spaß und Sinn!“, sagt Lukas Denker (DJ und Ökolandbaustudent aus Eberswalde) beim morgendlichen Zelte-Abbau.Die Besetzer*innen betonten abschließend nochmals, dass sie das weitere Geschehen um die KTG-Agrar-Insolvenz genau verfolgen würden: „Auch, wenn die Insolvenzverwaltung wie von dem Konzern beantragt in Eigenregie läuft und zunächst der Betrieb der meisten Töchter weitergeht, müssen die politisch Verantwortlichen Konsequenzen aus den Erfahrungen ziehen. Landwirtschaft funktioniert nicht per Fernsteuerung und darf nicht Finanzinvestoren übereignet werden.“Mehr Hintergrundinfos zum Bündnis Junge Landwirtschaft: http://www.stopp-landgrabbing.de/Paul Hofmann, Aktions-Pressesprecher für das Bündnis Junge LandwirtschaftKontakt: landgrabbing-presse@riseup.net—Bündnis Junge LandwirtschaftKampagne „Bauer sucht Land – Für eine bäuerliche Agrarstruktur inOstdeutschland!“Bündnis Junge Landwirtschaftc/o Zukunftsstiftung LandwirtschaftMarienstraße 19/2010117 Berlinfacebook.com/Bündnis Junge Landwirtschaft