Was bedeutet die Arbeit als Kollektiv in Theorie und Praxis? Sind Kollektive eine praktische Möglichkeit, das Richtige im Falschen zu realisieren? Wie sieht Gleichberechtigung und Selbstbestimmung im (Arbeits-)Alltag aus? Ist Vernetzung eine Möglichkeit, der kapitalistischen Hydra entgegenzutreten?
Die Veranstaltung
…wird durchgeführt von Fairbindung und Dr.Pogo.
Juhu, ein Kollektiv!
Am besten eine ganze Föderation!
Und schon ist der Kapitalismus überwunden?!
Gemeinsam mit dem Veganladenkollektiv Dr. Pogo diskutieren wir die Potenziale und Hürden kollektiver Unternehmungen – und das Konzept der UnionCoop, sich durch gewerkschaftliche Vernetzung gegenseitig zu unterstützen.
Was bedeutet die Arbeit als Kollektiv in Theorie und Praxis? Sind Kollektive eine praktische Möglichkeit, das Richtige im Falschen zu realisieren? Wie sieht Gleichberechtigung und Selbstbestimmung im (Arbeits-)Alltag aus? Ist Vernetzung eine Möglichkeit, der kapitalistischen Hydra entgegenzutreten?
Kommt und diskutiert mit uns!
Den Flyer findet ihr zum Download HIER.
Teilnehmendenbericht
Wenn die meisten „Gut“ und einige „Na ja“ sagen, dann gilt es als beschlossen… Zugegeben: In einem Einführungskurs „Basisdemokratie pur“ wird man einen solchen Satz vergeblich suchen. Dass er am Abend des 15. September in der Neuköllner Mareschstraße 1 zum Thema „Kollektiv arbeiten und wirtschaften“ fiel, das passte aber bestens – ging es doch weniger um Theorie sondern um „Postwachstum konkret“ am Beispiel des in Rixdorf beheimateten veganladen.kollektiv „dr. pogo“. Seit 2011, so erzählten Vinz und Andreas von dr. pogo, existiert das Kollektiv mit jetzt elf Mitgliedern. Seit 2013 betreiben sie den Laden am Karl-Marx-Platz 24, in dem unter anderem vegane Lebensmittel, Kosmetika, Bücher und vieles mehr gehandelt werden und ein Café zum Verweilen einlädt.
Den Besucher*innen der von Christina Utz („Fairbindung“) im gemütlichen Kneipenambiente der „b-Lage“ moderierten Diskussion mit den beiden dr.pogo-Aktivisten waren ganz unterschiedliche Fragen zu Aufbau und Alltagsleben eines solchen Kollektivs wichtig: Warum existiert der Laden unter einem Vereinsdach? Wie entzieht man sich den gängigen kapitalistischen Marktmechanismen? Wie organisiert man Gerechtigkeit untereinander und wie fällt man Entscheidungen? Wie kommt man an die nötigen finanziellen Mittel, um die Gründungsphase überhaupt zu erreichen und am besten noch zu überstehen? Wie vernetzt man sich? Wie begeistert man andere von seiner Kollektiv-Idee? Die Diskussion zeigte, dass diese Fragen bei vielen der gut 50 Besucher der Veranstaltung einen ganz praktischen Hintergrund hatten, man mit ähnlichen Ideen schwanger ging wie die dr.pogos vor fünf Jahren. Deren Erfahrungen: Ruhig lange „Brutzeiten“ in Kauf nehmen, sich darüber klar werden, was man will. Zum Beispiel eben nicht nur gesunde Lebensmittel verkaufen, sondern auch Arbeitsplätze schaffen und Alternativen zur Selbstausbeutung anbieten. Und: Genau dies sollte ruhig schriftlich in Form einer „Betriebsverfassung“ oder eines „Statuts“ notiert werden, um auch für die Schattenseiten des Kollektivlebens (Teilung, Rausschmiss) gewappnet zu sein. „Kollektiv ist für uns der Ort des Streits, der Auseinandersetzung, in dem es gelingt, schleichende Auswaschungen auszuschließen“, fasste Andreas zusammen. An jedem Mittwochvormittag sei Plenum – schlecht für alle Einkäufer*innen an diesem Tag, aber gut, um im Konsensverfahren arbeiten zu können. Dieser Konsens entsteht, wenn viele eine Lösung gut finden, niemand wirklich strikt dagegen ist und der Rest mit einem „na ja“ sein okay gibt…
Ähnliche Beispiele für praktisch gelebte Toleranz und Vielfalt gab es bei Erläuterungen zur Arbeitsorganisation und zur Preis- und Lohnfindung im Laufe des Abends zu hören. Und immer wieder den Hinweis darauf, sich bei der unabhängigen Gewerkschaftsföderation FAU (Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union) und deren Konzept „Union Coop“ Rat zu holen.
Dass die Diskussion mit dem Schlusstenor der dr. pogos: „Im Kollektiv kannst Du keine Verantwortung abgeben, Du musst sie übernehmen“ dann doch noch fast so etwas wie einen Lehrsatz lieferte, störte niemanden in der Gesprächsrunde. Und wohl die meisten hätten diese Feststellung mit „sehr gut“ unterschrieben und die wenigsten ein „Na ja“ gemurmelt…