Im urbanen Gartenprojekt Gleisbeet erklärt Swantje euch die Grundprinzipien der Permakultur, die in einem kleinen Design-Prozess direkt angewandt werden können. Im Anschluss geht es aufs Tempelhofer Feld in die Gärten des Allmende Kontor. Besonderer Fokus: Welcher Zusammenhang besteht zwischen unserem Konsumverhalten, Klimawandel und Flucht?
****ENGLISH VERSION BELOW*****
Mit dabei sind: Gleisbeet e.V. und das Allmende-Kontor (Gemeinschaftsgarten Allmende-Kontor e.V).
Permakultur zum Anfassen und Nachahmen im urbanen Gartenprojekt Gleisbeet. Saatgut-Problematik, Bodenausbeutung, Klimawandel und nachhaltiger Umgang mit der Natur – in einem praktischen Workshop könnt ihr Permakultur-Design erproben und euch austauschen und informieren über das komplexe System von Konsumverhalten, Landwirtschaft, Klimawandel und Flucht. Im Gemeinschaftsgarten n den Gärten des Allmende-Kontors wird es dann vor allem um die Themen Landgrabbing resp. „Reclaim the Commons“, „Urban Agriculture“ und „Urban Gardening“,das Thema Gärtnern auf begrenztem Raum, sowie Freud und Leid des interkulturellen Gärtnerns und die verschiedenen Formen des Kompostierens Hummus zum Pflanzenaufbau, gehen, kurzum das Erde selber machen / Boden schaffen, mit Elisabeth Meyer-Renschhausen und Martina Kolarek.
Die Projekte sind kartiert und beschrieben auf imwandel.net:
http://berlin.imwandel.net/seite/gleisbeet/
http://berlin.imwandel.net/seite/gemeinschaftsgarten-allmende-kontor/
Wie lässt sich nachhaltiger Gartenbau im urbanen Raum organisieren? Der Permakulturgarten Gleisbeet e.V. auf dem Gelände des ehemaligen Wriezener Bahnhofs, und der Gemeinschaftsgarten Allmende Kontor auf dem Tempelhofer Feld sind zwei Beispiele dafür. Die Tour und die Diskussionen mit 21 Teilnehmenden waren sehr interaktiv und inspirierend und wurden durch eine gute Stimmung in der Gruppe getragen.
Die Möglichkeit, der Existenzsicherung mittels Permakulturgartenbau wurde kritisch diskutiert. Für andere weit verbreitete Probleme urbaner, nachhaltiger Initiativen, wie den Zugang zur und Verwaltung und ganz allgemein zum öffentlichen Raum, boten die Gärten zahlreiche interessante Lösungsansätze.
Die Touren waren hervorragend organisiert, waren zeitlich einwandfrei strukturiert und haben sehr gute Ergebnisse gebracht. Dafür ist den Organisator*innen herzlich zu danken. Beide Besuchen fingen mit Vorstellung des Projekts und Diskussionsrunde an, und endeten mit gemeinsamer Beobachtungsübung und Mithelfen im Garten. Die am weitesten verbreitete Erwartung der Teilnehmenden, mehr über Permakultur zu lernen, vor allem beim ersten Besuch hervorragend erfüllt.
Für mich persönlich war es beim ersten Besuch am Gleisbeet am interessantesten, zu hören, wie die Prinzipien der Permakultur als generelles Designkonzept auf alle nachhaltigen und selbstgenerierenden sozialen Systeme angewendet werden. Diese Prinzipien ermutigen dazu, eigene Projekte im Einklang mit den existierenden Bedingungen zu konzipieren, anstatt dagegen anzukämpfen. Zur Grundprinzipien des Gleisbeets gehören unter anderem der offene Zugang zum Gartengelände und viele Wildpflanzen, die die Beete gern invasieren. Der Gleisbeet Verein hat nach einem partizipatorischen Planungsprozess vor einigen Jahren einen Pachtvertrag des Geländes mit dem Bezirk geschlossen, aber den Garten einzuzäunen geht nicht, weshalb Berghain-Besucher*innen zu den regelmässigen Gartengästen gehören, die die Beete nicht vom Rest des Waldes unterscheiden können. Diese Unkontrolliebarkeit des Geländes haben die Gärtner*innen zwar akzeptiert, versuchen aber, die Passanten mit Schildern und Infomaterial zu einem angemessenen Verhalten anzuhalten.
Anders als Partygänger*innen, sind pädagogische Ansätze bei Schnecken von vornherein zum Scheitern verurteilt. Beliebte Lösungen für Schneckenprobleme sind in der Permakultur z.B. Laufenten oder Opfersalat, ein Teilnehmer merkt aber an, dass diese Ansätze nicht mehr ausreichen, wenn der Permakulturhof dem Bauern eine vollständige Existenz sichern soll. Einige größere Permakulturhöfe gibt es dennoch, die auch in dieser Hinsicht erfolgreich sind.
Die Gärnter*innen des Allmende Kontors auf dem Tempelhofer Feld haben es etwas einfacher und widmen sich ganz dem Projekt des gemeinsamen Gartenbau auf Gemeinsamem Land. Während ein Permakulturgarten sich mit der Umgebung zu verschmelzen versucht, bauen die Gartenkisten von mehr als 500 Gärnter*innen ganz bewusst, eine sich vom einfachen Grasland des Feldes abgrenzende Gemeinschaftsoase. Der im 2004 gegründete Allmende Kontor e.V engagiert sich für eine selbstorganisierte Verwaltung des Gartens und des ganzen Feldes. Der Schlüssel liegt darin, den Benutzer*innen ihre Rechte und Verantwortungen bewusst zu machen, damit sie auch zur Pflege der Allmende beitragen. Ursprünglich wurde der Garten als Pionierintiative von einer breiten Gruppe gegründet, die zu großen Teilen aus Forscher*innen und Bildungsarbeiter*innen bestand. Von den Initiatoren sind im Verein nur die Gärtner*innen geblieben, die den Gartenbau ermöglichen und entwickeln. Die aktiven ca. 25 Personen, pflegen den gemeinsamen Kompost und reparieren Kisten und Werkzeuge in den verschiedenen Arbeitsgruppen des Vereins.
Allmende Kontor e.V. ist auch eine der aktivsten Gruppen in den Verhandlungen über die Aktualisierung des Volksentscheids zum Tempelhofer Feld. Laut Elisabeth, einer der Aktivsten im Verein, möchte sich der Senat nicht länger mit der bestehenden Regelung abfinden, und versucht die Erlaubnis durchzubekommen, am Rande der Hangars neue Gebäude zu errichten. Außerdem möchte die Stadt externe Unternehmen mit der Planung des Feldes und dessen Kontrolle betrauen, weil für partizipative Planungsprozesse weder ausreichend Vertrauen, noch hinreichende Strukturen bestehen. Der Verein setzt dagegen auf die praktischen Erfahrungen, die die Benutzer*innen auf dem Gelände gesammelt haben. Solche Verhandlungen sind anstrengend für Freiwillige. Besonderes auf großen und wertvollen Grundstücken sind diese aber sehr wichtig, weil engagierte Gemeinschaftsinitiativen in diesem Rahmen auch viel mehr Visibilität und Mithilfe bekommen, als das bei kleineren Grundstücken der Fall ist.
Unsere letzte Aufgabe bestand darin, gemeinsam Beete zu jäten und den von einem Bauern geschenkten Kohl darauf anzupflanzen. Das bei der gemeinsamen Arbeit entstandene Gruppengefühl führte dazu, dass das nächste gemeinsame Treffen für dessen Ernte bereits verabredet ist.
At the urban gardening project Gleisbeet, Swantje explains the principles of permaculture which are then applied during a small design process. Following this, we visit the gardens of Allmende-Kontor on Tempelhofer Feld. Special focus here: What is the connection between the way we consume, climate change and migration?
Friday, 9th September 2016, 2-7pm
This tour is offered by Gleisbeet e.V. and Allmende-Kontor (Gemeinschaftsgarten Allmende-Kontor e.V.)
Experience and be inspired by the principles of permaculture used for the urban gardening project Gleisbeet. Questions of seeding material, the degradation of soil quality, climate change and a sustainable treatment of nature will be addressed in this hands-on workshop in which you can try out permaculture design, exchange your views and learn more about the complex interplay between consumer behaviour, agriculture, climate change and migration. At the community gardens of the Allmende-Kontor we will then mainly deal with the topics Landgrabbing and Reclaim the Commons, Urban Agriculture and Urban Gardening, gardening on limited space as well as the joys and sorrows of intercultural gardening. We will also address various forms of composting, how to use humus to support growth – in short: how to grow your own soil. Presenters of this part are Elisabeth Meyer-Renschhausen and Martina Kolarek.
Find here maps and descriptions of both projects:
http://berlin.imwandel.net/seite/gleisbeet/
http://berlin.imwandel.net/seite/gemeinschaftsgarten-allmende-kontor/