Unser Wandeljahr 2018 dreht sich wieder fokussierter um das Thema Solidarische Ökonomie in Berlin und Brandenburg. Dabei geht es uns auch darum, Zugangsbarrieren, Privilegien und globale Zusammenhänge, die häufig mit Ausbeutung von Mensch und Natur einhergehen, aufzuzeigen und Wirtschaftsstrukturen zu stärken, die innerhalb komplexer Abhängigkeitsgefüge Ungerechtigkeiten abbauen und Räume zur Selbstermächtigung schaffen.
Globale Zusammenhänge am Beispiel Ernährung
Das Thema Ernährung und Lebensmittelproduktion ist eines, das unseren Alltag auf greifbare und direkte Weise mit anderen Regionen verbindet. Auch wenn wir uns noch so sehr bemühen, unsere Lebensmittel aus regionalen, ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Quellen zu beziehen, dürfte es wenige Menschen geben, die sich zu 100 Prozent aus der eigenen Region versorgen können. Obgleich regionale Ernährungssouveränität1 und dezentralisierte Lebensmittelversorgung das demokratische und nachhaltige Konzept ist, das es anzustreben gilt, ist ein Von-Jetzt-auf-Gleich-Ausstieg aus globalen Bezugssystemen weder möglich, noch lassen sich so Probleme, die wir mit unserem Konsumverhalten über Jahrzehnte mitgetragen und verstetigt haben, auflösen.
Abhängigkeit als Nährboden für Solidarität
Die durch unsere Art zu Wirtschaften, zu Essen und zu Leben geschaffenen globalen Abhängigkeitsgefüge bedeuten vor allem Verbundenheit, die keineswegs selbstverständlich verknüpft sein muss mit Ungleichverteilung und Ausbeutung, wie sie global (re)produziert wird – sie kann den Nährboden bilden für Solidarität und Verantwortungsübernahme. Regionale Versorgungsstrukturen, die auf profitorientierte ZwischenhändlerInnen verzichten und den direkten Kontakt zwischen ProduzentInnen und VerbraucherInnen herstellen, können einen entscheidenden Beitrag zum Wiederaufbau von selbstorganisierten Wirtschafts- und Versorgungssystemen, dem erleichterten Zugang zu Lebensmitteln und der Regeneration und dem Erhalt unserer Umwelt leisten.
Selbstermächtigung durch Solidarischen Direkthandel
Im Zuge menschenverachtender Migrations- und zerstörerischer Wirtschaftspolitik der EU sind in den vergangenen Jahren in Ländern wie Griechenland, Italien oder Spanien ökonomische, öffentliche und soziale Infrastrukturen kollabiert.
Auf die damit einhergehenden Probleme wie Versorgungsengpässe und Erwerbslosigkeit wurde in einigen Regionen mit der Gründung von Produktionsgenossenschaften und Kooperativen reagiert, die ihren Fokus von Gewinnorientierung auf Solidarität und Selbstorganisation verschieben. Eine wichtige Initiative zum Aufbau selbstermächtigender Strukturen ist die Produktion von Lebensmitteln in kleinbäuerlichen Zusammenhängen und deren direkte Vermarktung ohne Zwischenhändler. Eine Vielzahl an Lebensmittelkooperativen liefern inzwischen ihre demokratisch und ökologisch produzierten Güter in Städte wie Berlin. Initiativen, die finanzielle Überschüsse erwirtschaften geben diese häufig direkt in den Wiederaufbau und die Neugestaltung sozialer und politischer Projekte.
Initiativen und Veranstaltungen zum Solidarischen Direkthandel in Berlin und Brandenburg
In Berlin und Brandenburg freuen wir uns über ein stetig wachsendes Netzwerk an Solidarischen Direkthandels Initiativen. Einige haben wir im letzten Jahr im Rahmen einiger Touren und Veranstaltungen vorgestellt:
- Wandelwoche trifft Buen Vivir >> https://bbb.wandelwoche.org/buenvivir-tour/ << u.a. mit SoliOli, Mafia Nein Danke!, VioMe und Albero Del Paraiso
- Solidarität in und mit Griechenland in der Wandelwoche >> https://bbb.wandelwoche.org/veranstaltung/solioli-solidaritaet-in-und-mit-griechenland/ << u.a. mit Pervolarides
- Workshop zur Ausarbeitung einer Broschüre zum Thema in leichter Sprache >> https://bbb.wandelwoche.org/wandel-fuer-alle-workshop-zu-leichter-sprache-und-solidarischem-direkthandel/ <<
Eine der in den letzten Jahren entstandenen Kooperativen ist „Messinis Gea“, die inzwischen mehrere 1000 Liter Öl produziert und vertreibt. An ihrem Beispiel werden in Berlin am 10. April die aktuelle Wirtschaftslage und -politik Griechenlands, Strukturen der Selbstorganisation und politische Rahmenbedingungen für Soziale und Solidarische Ökonomie vorgestellt und diskutiert – und das Öl der Kooperative verkostet und verkauft.
Mehr Informationen im .pdf-Dokument der Veranstaltungsankündigung: AnkündigungsFlyer SolidariTrade.
Für weitere Veranstaltungen zum Thema, tragt euch in unseren Newsletter am rechten Rand der Seite ein oder schaut in unserem Bewegungsmelder vorbei.
Der Veranstaltungshinweis kam von unserer Medienpartnerin „OXI – Wirtschaft anders denken“ in der eine Beitragsserie zum Thema Solidarischer Handel gestartet ist, in der Direkthandelsinitiativen vorgestellt werden: https://oxiblog.de/solidarischer-handel-eine-einfuehrung/
1„Ernährungssouveränität ist das Recht der Völker auf gesunde und kulturell angepasste Nahrung, nachhaltig und unter Achtung der Umwelt hergestellt. Sie ist das Recht auf Schutz vor schädlicher Ernährung. Sie ist das Recht der Bevölkerung, ihre Ernährung und Landwirtschaft selbst zu bestimmen. Ernährungssouveränität stellt die Menschen, die Lebensmittel erzeugen, verteilen und konsumieren, ins Zentrum der Nahrungsmittelsysteme, nicht die Interessen der Märkte und der transnationalen Konzerne.“ (https://www.weltagrarbericht.de/?id=2200 // Weltagrarbericht 2011)