Vielen Dank an die beteilten Projekte und Teilnehmer*innen für diesen informativen und schönen Nachmittag! Erste Eindrücke, Fotos und einen Bericht findet Ihr am Ende dieser Seite.
Veranstaltet wurde die Radtour vom Gartennetzwerk Potsdam.
Beteiligte Projekte:
Immer mehr Gemeinschaftsgärten wachsen und gedeihen in Potsdam. Auf der knapp 20km langen Fahrradtour werden wir 6 dieser Gärten besuchen und die Vielfalt von „Urbanem Gärtnern“ zeigen. In jedem dieser Gärten wollen wir pflanzliche Zutaten einsammeln, die wir dann an der letzten Station für die Zubereitung eines Abendessens verwenden.
Jeder der besuchten Gärten wird mit einem Steckbrief vorgestellt. Darin werden Angaben über Zielgruppe, Eigentumsverhältnisse, Finanzierung, Art der Wasserversorgung etc. zu finden sein. Probleme, mit denen einzelne Gärten zu kämpfen haben, wollen wir benennen … und natürlich auch stolz auf Highlights hinweisen.
Urbane Gärten sind Orte der Erholung, aber eben nicht nur. Wer erlebte, wie viel Mühe die Gemüse-Pflege erfordert, wird sorgsamer mit Lebensmitteln umgehen. Wer die ersten Mißerfolge bei Aussaaten hatte, stößt auf die Thematik „F1-Hybridsorten und Saatgutpolitik“. Wer die mittels Moor-Zerstörung gewonnene Torferde nicht mehr kaufen möchte, kann mitten in der Stadt die Kompostierung erlernen. Urbane Gärten sind mithin Orte, an denen ein Hinterfragen der Wegwerfgesellschaft fast zwangsläufig geschieht. Es sind aber auch Orte, wo im kleinen Rahmen Alternativen ausprobiert werden können.
Veranstaltet wird die Tour vom „Gartennetzwerk Potsdam“. In der Vergangenheit hatten die einzelnen Gärten relativ separat für sich gearbeitet. Doch ein zunehmendes Interesse an gegenseitigen Besuchen, Wissensaustausch und gemeinsamen Aktionen führte im Jahr 2016 zur Gründung dieses Netzwerkes. Mit der Radtour wollen wir das weitere Kennenlernen fördern. Herzlich willkommen sind natürlich auch all jene, die (noch) in keinem Garten aktiv sind.
Zur Karte des Gartennetzwerkes geht es hier.
Der Flyer zur Tour – zum Download und Selbstausdrucken
Der Vorplatz des Bahnhofes Potsdam-Charlottenhof war gut gefüllt mit knapp 40 Menschen und ihren Fahrrädern. Hier trafen sich die Teilnehmenden der Gemüse-Rallye: Mitglieder der diversen Potsdamer Gemeinschaftsgärten sowie weitere interessierte Bürger_innen aus Potsdam und Umgebung. Sogar eine Schulklasse wollte sich die Tour nicht entgehen lassen.
Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir zum nahe gelegenen Garten „Scholle 34“. Auf dem Gelände einer ehemaligen Gaststätte entsteht derzeit ein Nachbarschaftstreff. 2014 begann die Entrümpelung, seit 2016 ist hier eine Garten-Gruppe aktiv. Das Gebäude ist zwar weiterhin marode und noch unbenutzbar, aber das Außengelände lädt bereits mit Beeten und Veranstaltungsflächen zum Verweilen ein. Da das Projekt gut von der Nachbarschaft angenommen wird, gibt es mittlerweile eine Warteliste für die Beet-Vergabe.
Nun ging es vom urbanen Gebiet raus aufs Land. Die mit 5km längste Teilstrecke führte uns zunächst durch den Park Sanssouci – wo uns ein kräftiger Regenschauer kurz aufhielt – und dann weiter nach Bornstedt zur „Habichtwiese“. Unübersehbar leuchtete uns gelbe Farbe entgegen: Goldrute bis zum Horizont rings um das Gartenprojekt, das sich auf einem ehemaligen Acker befindet. Wir erlebten einen beeindruckenden Bericht der Garten-Aktivist_innen von ihrem permanenten Kampf gegen die neophytische Goldrute, aber auch von den vielen durchgeführten Projekten: Bildungsarbeit für Kinder, Streuobstwiese, Bienenzucht … und das kürzlich eröffnete, selbstgebaute Toiletten-Häuschen. Der Schluß wurde dann sehr nachdenklich angesichts der Befürchtung, daß die stetige Ausdehnung der Potsdamer Wohngebiete eines Tages auch die Habichtwiese betreffen könnte.
Eine kurze Radfahrt führte uns zu einem weiteren Garten in Bornstedt: dem „Campusgarten der FH Potsdam“. Trotz der Semesterferien fanden wir sorgsam gepflegte Beete vor. Mitten auf dem Campus gelegen, wird der Garten gerne von den Studierenden genutzt. Die stylischen DIY-Möbel brachten einige Tour-Teilnehmende auf die Idee, solche auch einmal bauen zu wollen.
Im weiteren Streckenverlauf näherten wir uns nun wieder Potsdams Innenstadt. Nächste Station: der „Seegarten“ am Treffpunkt Freizeit. Seit 2014 gärtnern hier vor allem Familien auf Privat- und Gemeinschaftsbeeten. Dabei wird versucht, den Garten zunehmend nach Prinzipien der Permakultur zu gestalten. Und so standen dann die staunenden Tour-Teilnehmenden vor einem kürzlich entstanden Element der Permakultur, einem Swale (Be- und Entwässerungsgraben mit parallel verlaufender Hügelhecke). Nach der Verkostung von selbstproduziertem Honig fuhren wir weiter zum nächsten Garten.
Im „freiGarten“ des Kulturzentrums freiLand erlebten wir eine Überraschung. Hier wuchsen auf diversen Beeten Tomaten-Pflanzen mit gesunden, roten Früchten … während in anderen Gärten schon längst die Braunfäule wütete. Ein paar Schritte weiter wartete bereits das nächste Highlight auf uns: eine Aquaponik-Anlage mit Fischen. Allerdings überzeugten uns die (vermutete) Energiebilanz und die mangelnde Qualität der Nutzpflanzen nicht davon, daß das wirklich in der Form eine zukunftsweisende Technologie sein könnte.
Knapp vor Beginn der Dämmerung erreichten wir als letzte Station den „Integrations- und Schulgarten am Schlaatz“. Nach 17 km Radtour in 4 Stunden war noch ein gutes Dutzend Teilnehmende dabei, um das Flaggschiff der Potsdamer Gemeinschaftsgärten zu erleben. Beim Abendessen hörten wir die dramatische Geschichte des Gartens: von den Anfängen im Jahr 2000, über mehrfache Brandanschläge und die darauf folgende Hilfe aus der Bevölkerung bis hin zur allgemeinen Begeisterung aller Beteiligten in der Gegenwart. Fassungslos nahmen wir zur Kenntnis, daß die zukünftige Finanzierung völlig unklar ist und der Garten möglicherweise schließen muß.
Spannende Gärten, interessante Details, engagierte Gärtner_innen: noch bis zum späten Abend stand die Gruppe besinnlich um die Feuerschale herum und guckte zufrieden auf eine gelungene Radtour zurück.
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