Danke für eine spannende Veranstaltung! Die ersten Fotos sind online zu finden in unserem Flickr-Account. Ein ausführlicher Bericht von Alex vom imwandel.net-Team am Ende der Seite.
Wie wohnen Geflüchtete in Potsdam? Eine Fahrradtour zu Gemeinschaftsunterkünften mit anschließendem Besuch der Ausstellung MAKE SPACE – für mehr lebenswerten Wohnraum.
What are the housing conditions of refugees in Potsdam? We take a bike tour to communal housing, followed by a trip to the exhibition “MAKE SPACE – for living conditions with a higher quality of life”.
Yaşanabilir/Yaşamaya değer yaşam alanları? Potsdam’da mülteciler için olan toplu konaklama merkezlerine ve ‚ALAN AÇ(MAK)‘ sergisine bisikletli tur.
*****ENGLISH VERSION BELOW******
Potsdam hat derzeit ein Dutzend Gemeinschaftsunterkünfte. Während der Fahrradtour geben wir Einblicke in unterschiedliche Unterkünfte und wollen deren Konzepte besprechen und nach unterschiedlichen Integrationsmodellen suchen. Als letzte Station besichtigen wir die MAKE SPACE Ausstellung, ein Projekt von Studenten der Fachhochschule Potsdam. Sie konzipierten einen Prototyp für menschenwürdige Wohneinheiten zur alternativen Unterbringung von Geflüchteten in Ballungsräumen und wollen diesen zur Diskussion stellen.
Die Tour wird durchgeführt von Projekthaus Potsdam – Projekt: Integration Plus
An der Tour beteiligt sind:
PROJEKTHAUS POTSDAM – http://www.projekthaus-potsdam.de
Das Projekthaus ist ein selbstorganisiertes Zentrum, das alle Voraussetzungen für zivilgesellschaftliche Projektarbeitbietet. An einem Ort sollen die Lebensbereiche Arbeit, Bildung, soziales und politisches Engagement, Kultur und Wohnen miteinander verbunden werden. Die Hauptprojektbereiche sind im Moment außerschulische Bildungsarbeit, kreatives und handwerkliches Schaffen, solidarische Ökonomie, ökologische Bildung, internationale antirassistische Projekte, Integrationsprojekte.
INTEGRATION PLUS – http://www.projekthaus-potsdam.de/projekte/fluechtlingsprojekt/
Im Rahmen des „Interkulturellen Integrationsprojektes“ bemühen wir uns in den letzten Jahren um die berufliche und kulturelle Integration von Geflüchteten mit
Duldungsstatus. Seit April 2011 fördert die Stiftung Aktion Mensch bei uns ein Projekt zur„Integration durch Qualifikation“. Geflüchtete und Migrant_innen erhalten
in den Werkstätten des Projekthauses niedrigschwellige Möglichkeiten der Qualifikation z.B. in den Bereichen Holzbearbeitung, Video, Computerarbeit und Kochen.
MAKE SPACE – für mehr lebenswerten Wohnraum – http://make-space.eu
MAKE SPACE ist ein Projekt der Fachhochschule Potsdam, dass sich vor einem Jahr im Rahmen der Diskussionen rund um die Unterbringung von Geflüchteten in Potsdam gegründet hat. Das Ziel: Alternativen zu infrastrukturell schlecht aufgestellten Massenunterkünften zu entwickeln. Im Zuge des Projekts wurde ein 1:1 Raum-Model hergestellt, dass nun besichtigt werden kann.
Die Ausstellung soll die Überlegungen zu Problemen der aktuellen Wohnsituation, die sich jedoch längst nicht mehr nur um die Unterbringung von Geflüchteten drehen, widerspiegeln. Gleichzeitig werden sich die Besucherinnen und Besucher durch die Ausstellung bewegen und selbst entscheiden können, welche Wege sie in der Wohneinheit einschlagen.
Im Rahmen der Ausstellung werden im Juni und Juli zudem Veranstaltungen zu den Themenkomplexen Wohnraum, Bau und Architektur sowie Flucht und Migration stattfinden.
What are the housing conditions of refugees in Potsdam? We take a bike tour to communal housing, followed by a trip to the exhibition “MAKE SPACE – for living conditions with a higher quality of life”.
Friday, 9th September 2016, 10.3oam
This tour is offered by Projekthaus Potsdam: Integration Plus. Also participating:
There are currently a dozen entities of communal housing in Potsdam. During this bike tour we give insights into the various kinds of housing and discuss the concepts underlying them, looking for varying models of integration. The last stop is the exhibition MAKE SPACE by students of the polytechnic Potsdam. As alternative housing option for refugees in metropolitan areas, they designed a prototype which is truly fit for human habitation. They will be there to discuss it with us.
12 Menschen versammeln sich an diesem Freitagmorgen vor der Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in der David-Gilly-Straße in Potsdam. Darunter auch Diego, Sozialarbeiter im Projekt „Integration Plus“ vom Projekthaus Potsdam, der die Tour organisiert hat, um uns die Lebensbedingungen der Geflüchteten zu zeigen. Dazu hat Diego auch noch drei syrische Flüchtlinge eingeladen.
Kamal (27), Obada und Mohammed (beide 21) sind gekommen, um uns von ihren Erfahrungen in Deutschland zu berichten. Sie werden an der gesamten Tour teilnehmen, sich als neugierige und kritische Besucher der unterschiedlichen Einrichtungen zeigen und bis zum Spätabend bei uns bleiben.
In der David-Gilly-Straße am Potsdamer Stadtrand, befindet sich ein Container-Wohnheim für 80 Personen. Dort werden geflüchtete Menschen hauptsächlich aus Syrien, Tschetschenien und Afghanistan nach der Erstaufnahme untergebracht, bis sie eine Wohnung auf dem freien Markt finden können, oft erst nach 6 oder 12 Monaten. Die Heimleiterin und die Geflüchteten erläutern uns die wesentlichen Probleme dieser Bauweise: kleine Zimmer, die teilweise mit Unbekannten geteilt werden (9m² für zwei Personen, 15m² für vier), nur zwei zentrale Küche, in der die Schwierigkeiten des gezwungenen gemeinschaftlichen Wohnens sich kristallisieren (Sauberkeit ist oft das Hauptthema der Bewohnerversammlung). Das Gebäude wurde vor einem Jahr dort errichtet, wirkt aber schon älter. Für Mohammed, der mittlerweile in eine Wohnung der Potsdamer Gewobau mit seinem kleineren Bruder umziehen konnte, wirft das die Frage der Qualität.
Diese Frage versuchen Studierenden der FH Potsdam und der Prof. Helmut Jahn mit dem Projekt MakeSpace zu beantworten. Auf der zweiten Etappe unserer Tour führen uns Jule und Daniel durch eine Ausstellung, die seit Juni ihre Entwürfe für „menschenwürdigere, umweltverträglichere, kostengünstigere OpenSourceHäuser“ vorstellt. Bisher konnten die Pläne noch nicht umgesetzt werden aber die Projektinitiatoren freuen sich, damit die Diskussion eröffnet zu haben.
Als nächste machen wir einen kurzen Stopp in (bzw. vor) einer Frauen-WG, deren Adresse nicht veröffentlicht werden darf. Wie Rosie die Ortsleiterin uns erklärt, handelt es sich um einen geschützten Raum für Frauen in Asylverfahren, die ein psychologisches Trauma erlebt haben. Momentan wohnen sieben Frauen und fünf Kinder in dieser WG. Durch diesen Rückzugsort und eine enge Betreuung wird versucht das Selbstvertrauen der Frauen wiederherzustellen.
Nach einem Mittagsessen im Café Madia und Gespräche über die Beitragsökonomie, landen wir auf unserer letzten Etappe, in einem besonderen Flüchtlingswohnheim, der Wohnungsverbund Staudenhof im Potsdamer Zentrum. In diesem DDR-Plattenbau, der aufgrund eines geplanten Abrisses zum Teil leer stand, wurden 30 der 184 Wohnungen für ca. 60 Geflüchteten angemietet, die Tür an Tür mit Potsdamer Nachbarn leben. Ein Begegnungszentrum im Erdgeschoss wurde eröffnet, das einerseits das verfallende Gebäude zugunsten der vorhandenen Mieter wiederbelebte und anderseits vielfältige Möglichkeiten des Austausches bietet. Wir tauschen uns mit einer Gruppe von zwanzigjährigen Syrern, die einstimmig die Stimmung und Solidarität im Wohnheim loben. Trotzdem bleibt der Wunsch eine eigene Wohnung zu finden genau so stark wie in den anderen Wohnheimen. Das wichtigste Anliegen für alle ist nämlich Deutsch zu lernen. Dafür werden eine ruhige Lernatmosphäre und eine stabile Umgebung benötigt, die in einem Wohnheim nicht gegeben sind.
Mit diesen Erkenntnissen endet sich die Tour. „Erstmal eine Wohnung finden und Deutsch lernen“… davon hängen alle anderen Pläne ab.