Eine WG für Menschen mit Demenz im hippen Babelsberger Kiez? Eine interkulturelle Küche für Alle im Herzen der Stadt? Ein Montessori-Campus mitten im sozialen Brennpunkt? Wir besuchen verschiedene Orte in Potsdam, an denen Care-Tätigkeiten selbstbestimmt(er) organisiert werden und kommen dabei ins Gespräch darüber, wie wir füreinander sorgen und umsorgt werden wollen.
Besuchte Projekte (siehe auch Beschreibung weiter unten):
Die Radtour wird organisiert vom Netzwerk Care Revolution Potsdam (www.care-revolution.org/regionale-vernetzungen/potsdam).
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Care bezieht sich auf Care-Arbeit: Damit sind alle Tätigkeiten gemeint, bei denen es um die Sorge für, bzw. das Sich-kümmern-um andere geht. Dazu zählen alle erzieherischen, pflegerisch-medizinischen, lehrenden sowie alle Assistenzberufe, auch selbstgewählte Sexarbeit. Im oft unbezahlten privaten Bereich kommen Haus- und Versorgungsarbeiten, sowie die Betreuung von Menschen hinzu. Auch Selbstsorge, sowie die Pflege von Freundschaften fallen in diesen Bereich. Von immer mehr Netzwerkenden wird zudem die Sorge um, bzw. der Umgang mit Natur als Lebensgrundlage der Menschen dazugezählt.
Unserem Verständnis nach brauchen wir eine Wirtschaftsweise, die den eigentlichen Gegenstand der Oikonomia (als Lehre vom Haushalten), nämlich die Bedürfnisse der Menschen (und der Natur) nach Lebenserhalt und Lebensqualität – wieder – ins Zentrum stellt und in der die gescheiterten Logiken der Profitmaximierung und des ungebremsten Wirtschaftswachstums keine übergeordnete Bedeutung mehr haben.
10:00 Uhr Treffpunkt femarchiv Potsdam – Hermann-Elflein-Str.32 (Innenstadt)
Als feministische Bibliothek und Veranstaltungsort bietet das femarchiv einen Raum für die kritische Auseinandersetzung mit bestehenden gesellschaftlichen (vergeschlechtlichten) Strukturen sowie für neue Ideen und Vernetzung und beheimatet auch die Regiogruppe Potsdam des Netzwerk Care Revolution. (Input: Johanna Groß und Sabine Carl)
2. Station: (Neue) Staatliche Montessori-Schule Potsdam, Standort Gagarinstr.5-7 (Am Stern)
Ab August 2018 öffnet die Gesamtschule für zunächst 150 Schüler*innen ihre Türen, ab 2019 soll auch die Grundschule am Standort öffnen. Maria Montessoris Reformpädagogik betrachtet Kinder als „Baumeister ihrer Selbst“ und fördert jedes Kind individuell. (Input: N.N.)
3. Hofgemeinschaft am Birkenwäldchen, Stahnsdorfer Str. 22 (Babelsberg)
In dem Babelsberger Wohnprojekt sollen bald behinderte und nichtbehinderte Menschen in einer Hofgemeinschaft zusammen leben. Ein Leben in vertrauter Umgebung – begleitet, aber auf eigenen Beinen wünschen sich die Initiator*innen für ihr Kind. (Input: Meike Jacobi, Projektgründerin)
4. Leben wie ich bin – Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz, Stephensonstr. 24-16 (Babelsberg)
Die Pflege-WG ist so stark nachgefragt, dass weitere Initiativen im Aufbau sind. Ziel ist es, die „Lebendigkeit und Persönlichkeit“ der Erkrankten zu bewahren und ihnen zu ermöglichen, „so weit wie möglich ihr normales Leben weiterführen [zu ]können“. (Input: Birgitta Neumann, Vorsitzende Leben wie ich bin e.V.)
5. Abschluss mit Speis und Trank: Café Madia e.V., Lindenstr.47 (Innenstadt)
Das kollektiv geführte vegane Restaurant veranschlagt keine Preise, sondern überlässt es jeder*m selbst, sich für das Gemein(leibliche)wohl einzubringen. Der freie, gemeinschaftlich-offene Raum ist „Familiencafé, Tauschladen, Weltladen, Unverpacktlager und offener Raum für Workshops, Plenar oder andere Veranstaltungen“. (Input: Madia e.V.)
15:00 Uhr Ende der Veranstaltung
Mehr Veranstaltungen zum Thema Care-Arbeit und / oder Teilhabe
Aus der Selbstbeschreibung des Netzwerks:
Das Netzwerk Care Revolution ist ein Zusammenschluss von über 80 Gruppen und Personen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die in verschiedenen Feldern sozialer Reproduktion – Hausarbeit, Gesundheit, Pflege, Assistenz, Erziehung, Bildung, Wohnen und Sexarbeit – aktiv sind. Gemeinsam ist ihnen der Kampf gegen Lücken in der öffentlichen Daseinsvorsorge, die zu Überforderung und Zeitmangel führen. Langfristig streben wir neue Modelle von Sorge-Beziehungen und eine Care-Ökonomie an, die nicht Profitmaximierung, sondern die Bedürfnisse der Menschen ins Zentrum stellt, und die Sorgearbeiten und Care-Ressourcen nicht nach rassistischen, geschlechtlichen oder klassenbezogenen Strukturierungen verteilt.
Die Regionalgruppe Potsdam hat sich Ende 2017 zusammengefunden, trifft sich i.d.R. am 1. Dienstag des Monats von 18. – 20h im femArchiv Potsdam und freut sich über neue interessierte Menschen. Weitere Infos unter: www.care-revolution.org/regionale-vernetzungen/potsdam.